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EIN UNANGEPASSTER ANGEPASSTER. DIE FILMKARRIERE DES KARL HARTL

24,90

Armin Loacker (Hg.)
Paperback, 363 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Verlag Filmarchiv Austria 2025
ISBN 978-3-903431-06-5

Hartls vier Jahrzehnte währende Tätigkeit im österreichischen und deutschen Film bildet auf eindringliche Weise die Höhen und Tiefen eines dramatischen Zeitabschnitts ab, der geprägt ist von wirtschaftlichen Krisen, politischer Verfolgung und Vertreibung, dem Zweiten Weltkrieg, Befreiung und Besatzung sowie Wiederaufbau.

Der vorliegende Band versucht, Hartls Leben und künstlerisches Schaffen in diesem Zeitabschnitt zu beleuchten und zu reflektieren. Fast 30 Jahre nach Kreimeiers Feststellung kann der vielseitige Künstler nun endlich in all seinen Facetten als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent neu »entdeckt« werden. Das Buch ist in zwei Blöcke geteilt: Der erste, verfasst vom Herausgeber, zeichnet in chronologischer Reihenfolge. Hartls Werkbiografie nach, wobei der Fokus auf den Produktionshintergründen und der zeitgenössischen Rezeption liegt. Diese Werkbiografie gliedert sich in vier Teile, beginnend mit Hartls Herkunft, seinen Anfängen beim Film und seiner beruflichen Entwicklung bis zum Ende der Stummfilmzeit. Der zweite Teil widmet sich seinem Aufstieg zum gefeierten Regisseur im Berlin und Wien der 1930er-Jahre. Der dritte Teil beleuchtet die nationalsozialistische Ära von 1938 bis 1945, in der Hartl als Produktionschef der Wien-Film GmbH eine Schlüsselrolle in der Wiener Produktion einnimmt. Der vierte Teil zeichnet Hartls nahtlosen Übergang in die österreichische Nachkriegsfilmwirtschaft nach, vorerst als Verwalter vormals reichsdeutscher Filmgesellschaften und danach als freier Regisseur, Drehbuchautor und Produzent im wiedererstarkten deutschsprachigen Unterhaltungskino. Der zweite Block behandelt verschiedene Aspekte von Hartls filmischem Werk. Die Medien- und Filmwissenschaftlerin Stefanie Mathilde Frank beschäftigt sich umfassend mit Hartls Filmen der 1930er-Jahre und sucht dabei nach einem »roten Faden« und einer genuinen Handschrift in Hartls vielschichtigem Werk. Der Musikwissenschaftler Stefan Schmidl richtet seinen analytischen Blick auf Hartls Filmkomponisten, die sich in ihrer Arbeitsweise als ähnlich heterogen erweisen wie Hartl selbst bei der Vielfalt seiner Genres. Dennoch kristallisieren sich dramaturgische Gemeinsamkeiten heraus. Der Kunsthistoriker Werner Telesko setzt sich mit Hartls Mozart-Biopics auseinander. In der Gegenüberstellung der österreichischen Ikone in einem Film am Höhepunkt der nationalsozialistischen Produktion (1942) und einem anderen kurz vor dem Staatsvertrag (1955) werden Motive, Narration und kulturpolitische Aneignungen auf ihre filmische Umsetzung hin untersucht. Hartls Filmen der Nachkriegszeit spürt der Filmkurator und -essayist Olaf Möller nach. Er bettet die Filme in den Kontext des deutschen Nachkriegsfilms ein und sucht nach deren spezifischen Eigenheiten. Eine kommentierte Filmografie zu Hartls Regiearbeiten und künstlerischen Oberleitungen schließt das Buch ab.